Der Brief an Philemon
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Philemon
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…
Wir wollen heute Abend zusammen den Brief von dem Apostel Paulus an Philemon lesen.
Der Brief an Philemon. Paulus, ein Gefangener Christi Jesu und Timotheus,
der Bruder Philemon, dem Geliebten und unsere Mitarbeiter und Appia, der
Schwester und Archippus, unsere Mitkämpfer und der Versammlung in deinem
Haus. Gnade euch und Friede von Gott, unserem
Vater und dem Herrn Jesus Christus. Ich danke meinem Gott, indem ich dich
allezeit erwähne in meinen Gebeten, da ich höre von deiner Liebe und von deinem
Glauben, den du an den Herrn Jesus und die du zu allen Heiligen hast. Dass die
Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Anerkennung alles Guten,
das in uns ist, gegen Christus Jesus. Denn ich hatte große Freude und großen
Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt
worden sind. Deshalb, obgleich ich große Freimütigkeit in Christus habe, dir das
zu gebieten, was ich geziemt, so bitte ich doch vielmehr um der Liebe willen,
da ich nun ein solcher bin wie Paulus, der Alte, jetzt aber auch ein gefangener
Christi Jesu. Ich bitte dich für mein Kind, das ich
gezeugt habe in den Fesseln, Onesimus, der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und
mir nützlich ist, den ich zu dir zurückgesandt habe, ihn, das ist mein
Herz, den ich bei mir behalten wollte, damit er statt deiner mir diene in den
Fesseln des Evangeliums. Aber ohne dein Einverständnis wollte ich nichts tun,
damit deine Wohltat nicht wie gezwungen, sondern freiwillig sei. Denn vielleicht
ist er deswegen für eine Zeit von dir getrennt gewesen, damit du ihn für immer
besitzen mögest, nicht länger als einen Sklaven, sondern mehr als einen Sklaven,
als einen geliebten Bruder. Besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl
im Fleisch, als auch im Herrn. Wenn du mich nun für deinen Genossen hältst, so
nimm ihn auf, wie mich. Wenn er dir aber irgendein Unrecht getan hat, oder dir
etwas schuldig ist, so rechne dies mir an. Ich, Paulus, habe es mit meiner Hand
geschrieben. Ich will bezahlen, dass ich dir nicht sage, dass du auch dich selbst
mir schuldig bist. Ja, Bruder, ich möchte Nutzen an dir haben im Herrn. Erquicke
mein Herz in Christus. Da ich deinem Gehorsam vertraue, so habe ich
dir geschrieben. Und ich weiß, dass du auch mehr tun wirst, als ich sage.
Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge, denn ich hoffe, dass ich euch
durch eure Gebete werde geschenkt werden. Es grüßt dich, Epaphras, mein
Mitgefangener in Christus Jesus. Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine
Mitarbeiter. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist. Amen.
Wir haben hier einen Brief vor uns, einen kurzen Brief im Neuen Testament, der uns
vielleicht erstaunt. Erstaunt deshalb, dass ein solches, man möchte fast sagen,
privates Dokument Aufnahme gefunden hat in das ewige Wort Gottes. Wenn wir an die
Briefe des Apostels Paulus denken, Briefe wie den Römerbrief, Briefe wie die
Korintherbriefe, Briefe wie den Epheser- oder Kolosserbrief, die uns gewaltige
Aspekte, Teile der Wahrheit Gottes vor die Herzen stellen,
da können wir gut verstehen, dass so etwas in das Wort Gottes, in das ewige
Wort Gottes aufgenommen worden ist. Wenn wir an Briefe denken, die die Ordnung
unter den Gläubigen betreffen, den ersten Timotheusbrief oder den Titusbrief,
wenn wir an Briefe denken, die etwas uns zeigen, was Dienst und Diener in den
Augen Gottes betrifft, wie den zweiten Korintherbrief, da können wir verstehen,
dass solche Dokumente nicht nur für die damalige Zeit wichtig waren, sondern auch
für uns heute. Wenn wir an den Gedanken des Apostels Paulus denken, dass er etwas
zeigt, wie die Entwicklung in der Christenheit zunehmend bergab gehen
würde und dass die Gläubigen eben auch in dieser Endzeit gewappnet sind, um in
einer solchen Zeit des Niedergangs dem Herrn ehrend zu leben, wie dem zweiten
Timotheusbrief, da können wir das verstehen. Aber ein solcher Brief, solch einer
persönlichen Natur, da fragt man sich, warum Gott gewollt hat, dass solch ein
Brief in unserer Bibel steht. Und natürlich gibt es Antworten auf eine
solche Frage. Ich weiß nicht, ob du dir diese Frage einmal gestellt hast, warum
ein solcher privater Brief, der natürlich auch, wie wir das gelesen haben, an die
Versammlung in deinem Haus, dem Haus von Philemon, Quest 2, gerichtet worden ist,
aber der doch von seinem Inhalt her eine ganz, ganz persönliche Situation im Leben
von zwei Männern betraf, drei Männer, Philemon, Onesimus und Paulus, warum hat
Gott einen solchen Brief aufgenommen? Einen Brief, der außerordentlich praktisch
ist, einen Brief, der sehr die Frage der Atmosphäre zwischen Brüdern betrifft.
Zeigt uns nicht die Tatsache, dass dieser Brief in das Wort Gottes aufgenommen ist,
unter anderem, dass es eben nicht nur auf die Frage ankommt, was Gott uns alles
geschenkt hat, sondern dass er uns gerade durch dieses Dokument auch deutlich
macht, wie wichtig es ist, wie wir die Dinge Gottes bewahren und wie wir als
Gläubige miteinander umgehen. Darüber hinaus ist dieser Brief
Anschauungsmaterial, darf ich das mal so technisch ausdrücken.
Er gibt uns Anschauung, und das werden wir nur auf den zweiten Blick merken,
Anschauung von gewaltigen Wahrheiten oder Aspekten der Wahrheit Gottes, die wir an
vielen anderen Stellen des Wortes Gottes finden.
Was ist der Anlass für diesen Brief? Was ist der eigentliche, wenn wir so sagen
wollen, Inhalt dieses Briefes? Der ist ja relativ leicht, das können ja auch die
Kinder schon ganz gut verstehen. Da war ein Mann, Onesimus, der war
offensichtlich ein Sklave gewesen bei einem Gläubigen, einem Christen, einem
Mann, der nicht hart gewesen sein kann. Wenn wir das lesen in den Versen 4 bis
7, wie Paulus über Philemon spricht, das muss ein liebevoller Mann gewesen sein.
Aber dieser ungläubige Onesimus, der war Sklave dort und hat offensichtlich, Vers 18,
auf dem Weg, als er abgehauen ist, als er einfach weggerannt ist von Philemon,
hat er etwas mitgehen lassen, Geld, sonstiges Materielles, es wird nicht
weiter gesagt, und ist auf und davon, hat nur versucht wegzukommen von seinem
Herrn. Er hat ihn beraubt, zu Unrecht, und aus welchen Gründen, wie auch immer, wir
wissen das nicht, Philemon, der in Kolosse war, das können wir aus dem
Kolosserbrief entnehmen, weil wir dort manche der Personen, die hier genannt
werden, auch wiederfinden. Dieser Mann Onesimus ist von Kolosse bis
nach Rom gekommen. Vielleicht, vermutlich, hat er das Geld, das was er hat mitgehen
lassen, alles verprasst. Und irgendwann kommt er in Rom ins Gefängnis. Ob er ins
Gefängnis gekommen ist, dadurch, dass er ein Unrecht begangen hat, wissen wir nicht.
Auf jeden Fall kommt er irgendwie in die Arme, läuft er von Paulus. Und Paulus hat
niemanden einfach in seine Nähe kommen lassen, ohne nicht mit einer solchen
Person zu reden, um sie von dem Herrn Jesus zu überzeugen, zur Bekehrung zu
führen. Das hat dieser Mann gemacht, und Onesimus ist zur Bekehrung gekommen.
Und dann hat Paulus ihm offensichtlich sagen müssen,
vielleicht hat Onesimus das auch von sich aus gesagt, ich muss ja irgendwie
zurück. Ich muss ja irgendwie dahin, wo ich hergekommen bin.
Das sind Dinge, die nicht in Ordnung sind, die müssen in Ordnung gebracht werden.
Vielleicht musste Paulus ihm das deutlich machen. Dann hat Paulus gesagt, du gehst
nicht alleine. Mal abgesehen davon, dass der Tychikus mitgegangen ist, wie wir aus
dem Kolosserbrief wissen, und der Briefüberbringer damals gewesen ist,
hat Paulus gesagt, du gehst nicht alleine. Ich gebe dir einen Brief mit. Und da hat
er dem Onesimus diesen Brief gegeben, und da ging der Onesimus mit diesem Brief
nach Kolosse. Man muss das mal so vorstellen, der Philemon war ein reicher
Mann, hatte Sklaven, dem ging es gut. Vielleicht stand er da, mein Bruder schreibt das
mal an einer Stelle, so auf seiner Veranda in seinem Garten, und da sieht er da
hinten so einen Mann kommen. Wahrscheinlich waren sie nicht alleine,
vielleicht zu zweit oder zu dritt. Da denkt er, vielleicht ruft er seine Frau,
guck mal, da kommt einer, der sieht so aus wie der Sklave, der uns damals beraubt
hat. Vielleicht hat die Frau gesagt, nein, das kann doch gar nicht sein. Und da
kommt dieser Mann näher, und er sagt Philemon, bitte, das ist jetzt mal so eine
Überlegung. Das ist er wirklich. Was wollen wir mit diesem Mann machen, der
uns beraubt hat und der einfach davon ist? Und wir wissen, dass darauf damals
die Todesstrafe stand. Philemon hätte dafür sorgen können, dass Onesimus dafür
getötet wird. Und da kommt der Onesimus, und wir wissen ja nicht, was sie gesagt
haben. Und er bringt den Brief, und der Philemon liest, Paulus, Moment mal, dieser
böse Mann, wie kommt er in Verbindung mit Paulus, ein gefangener Christi-Jesu, und
Timotheus, dem Geliebten, Philemon, dem Geliebten.
Da muss Philemon schon irgendwie empfunden haben,
der Onesimus, der hat wahrscheinlich doch nicht die Dinge falsch ihm
vorgestellt. Vielleicht hat er erst gedacht, er hat den Paulus vielleicht die
Dinge ganz, ganz anders dargestellt. Nein, er spricht von Philemon, dem Geliebten,
und dann liest er weiter, und dann sieht er, dass Paulus von der Schuldigkeit von
Onesimus wusste. Und dann wird Philemon gebeten, diesen Onesimus aufzunehmen,
ein Mann, der ihm sehr, sehr Unrecht getan hat, und den soll er aufnehmen. Bevor ich
auf diesen Brief im Einzelnen weiter eingehe, möchte ich auf die großen
Themen, die wir hier in diesem Brief vorgestellt werden, wie ein Bild, möchte
ich auf einige dieser Themen eingehen. Das erste große Thema, was uns hier
veranschaulicht wird, ist die Souveränität Gottes in seinem Handeln.
Wie kann ein Mensch gerade in die Arme von Paulus laufen?
Das ist, als wenn du eine Stecknadel im Heuhaufen suchst. Du wirst sie nicht
finden. Sowas kann nur Gott. Gott führt diesen Mann, Onesimus, der lässt
ihn nicht einfach laufen. Der lässt keinen von uns einfach laufen.
Wenn du ungläubig bist, wenn du noch nicht an den Herrn Jesus glaubst, dann
glaube nicht, dass Gott dich einfach laufen lässt.
Er wird dich in die Arme von einer Person führen, die dich mit dem
Evangelium Gottes konfrontiert. Und dann stell dir die Frage, ob du wie ein
Onesimus bereit bist, Gott deine Sünden zu bekennen und ihn als Retter anzunehmen.
Vielleicht bist du Kind gläubiger Eltern. Vielleicht bist du schon jahrelang in
diesen oder in einen anderen Raum, wo Christen zusammenkommen, gegangen.
Aber innerlich hast du gesagt, nein, glaube mir, Gott wird dich nochmal,
vielleicht heute, vielleicht auch heute zum letzten Mal, mit jemandem
konfrontieren, der dir diese Botschaft des Evangeliums Gottes noch einmal vor
die Herzen stellt. Onesimus hat diese Botschaft angenommen.
Es gibt eine Geschichte, die sehr, sehr ähnlich ist, die sich im letzten, nein, im
vorletzten Jahrhundert, müssen wir jetzt sagen, wahrscheinlich Anfang letzten
Jahrhunderts abgespielt hat. Da war ein Evangelist sehr alt.
Dieser Evangelist war unterwegs und war so die letzten seiner Schritte, die
letzten seiner Dienste in Amerika hat er die verrichtet.
Da war er bei einem Dienst, ich glaube, das war in Kalifornien und da wurde er
gebeten, eine Evangelisation zu halten. Dieser Mann, der ihn dazu eingeladen hat,
hat gesagt, wir wollen so viele Menschen wie möglich mit diesem Evangelium
Gottes vertraut machen. Und dann hat er das große Theater in einer Stadt, dort
in Kalifornien, hat er gemietet und dann kamen tatsächlich tausend Leute. War
sicher eine andere Zeit, vielleicht als heute, aber auch hier werden ja
Evangelisationen getan und die kamen und der Saal füllte sich und war bis auf
den letzten Platz gefüllt. Und da stand dieser Evangelist, Hadley hieß der, stand
dann auf und predigte das Evangelium. Und der, der das schreibt, das ist Bruder Ironside,
der sagt dann, er saß da in der Zuschauermenge, hörte das Evangelium und
sah, wie da so ein Mann hinter dem Vorhang, hinter der Bühne, wo dieser Bruder
Hadley stand, da hin und her ging, versuchte zuzuhören, aber das irgendwie
nicht gut hören konnte, dann zur Seite ging, dann woanders hin ging und
dann sah ihn derjenige, der zu dieser Evangelisation eingeladen hat und
sagte, komm her, hier oben ist noch ein Platz frei, nämlich der von dem
Evangelisten, der gerade die Predigt hielt. Und dann saß dieser Mann da auf
diesem Stuhl. Am Ende der Predigt ging dann Bruder Hadley dann zurück zu dem
Platz, wo er eigentlich gesessen hat und der Nebenmann, das war der, der
eingeladen hatte für die Evangelisation, der wollte dann noch so
einige Abschlussworte sprechen und dadurch hatte der Bruder Hadley dann die
Gelegenheit, sich mit diesem einen Mann zu unterhalten und dann wollte der
Einladende das Schlussgebet sprechen für diese Evangelisation und da sagte
Bruder Hadley, nein, ich muss jetzt noch was sagen.
Dann stand er auf, ging zum Mikrofon und erzählte, ich bin vor drei, vier Wochen,
bin ich in einer Stadt gewesen, Detroit hieß das damals oder war das und hatte
einen Dienst und da bat mich Geschwister, eine Familie, bat mich
ausdrücklich zu mir, zu sich nach Hause, sie müssten mit mir reden. Ich habe dann
gesagt, ich bin so fertig, bin so müde, ich kann das nicht, aber wir haben eine
solche Bitte. Dann ist er gekommen, dann haben sie ihm erzählt, wir hatten einen
Sohn, der war hier zu Hause, ging in die Kinderstunde, machte einen guten Eindruck
und dann auf einmal gab es ein Knacks, fing er an zu trinken und dann eines
Nachts kam er gar nicht nach Hause und morgens, als er nach Hause kam, sagte er
nur zu seinen Eltern, ich habe was in meiner Trunkenheit verbrochen, ich
möchte nicht, dass euer Name damit in Verbindung kommt, ich verlasse euch und
sie haben ihn nie wieder gesehen und jetzt, sagten diese Eltern dem Bruder
Hadley, jetzt vor drei Wochen oder vier Wochen hörten wir von jemandem, der hat
ihn gesehen in Kalifornien und wir wissen, dass du in dem Dienst in diese
Richtung gehst, wir bitten dich, dass du jeden Tag um die
Mittagszeit, dann werden wir das auch tun, beten wirst, dass du diesem Mann
begegnest und dann haben sie das getan, beide, die Familie und er hat gebetet und
dann kam er nach Kalifornien und da lief ihm dieser Mann gerade in die Arme.
Keiner kannte, die kannten sich nicht, aber Gott hat das so geführt, dass diese
beiden sich begegnet sind und dass dieser junge Mann sich dadurch bekehrt
hat. Das ist die Souveränität Gottes, der
kann einen Onesimus in die Arme von Paulus schicken, der kann auch dich auch
heute noch erreichen, aber du musst wollen, so wie Onesimus gewollt hat.
Ein zweites großes Thema, was wir in diesem Brief finden, ist das Thema der
Liebe Gottes. Natürlich wissen wir, dass wir die Liebe Gottes besonders in dem
Herrn Jesus sehen, wo sonst, dass der Herr Jesus auf diese Erde gekommen ist und am
Kreuz von Golgatha gestorben ist, wo willst du sonst die Liebe Gottes sehen?
Aber wenn du diesen Brief hier liest, dann siehst du, wie Liebe Gottes, die
Liebe Gottes sich offenbart hier unter Gläubigen durch Gläubige. Die Liebe
Gottes, sagt der Apostel Paulus in einem Römerbrief, ist ausgegossen in unsere
Herzen und wenn diese Liebe ausgegossen worden ist in unsere Herzen und wir sie
genießen, dann wird diese Liebe sichtbar. Hier in diesem Brief kannst du das sehen.
Denk mal an Paulus. Was hat Paulus getan? Paulus hatte da einen Mann, Onesimus, und
spricht davon, dass er ihm nützlich war und dass er ihm dienen sollte, Vers 13.
Aber Paulus war bereit, aus Liebe, aus Liebe zu Philemon, diesen Mann
zur Verfügung zu stellen. Paulus hatte Nutzen an diesem Mann, er war
ihm nützlich geworden im Dienst, aber aus Liebe war er bereit, darauf zu
verzichten, um Philemon zu gewinnen. Das ist Liebe. Liebe heißt, auf etwas zu
verzichten, damit der andere Segen und Nutzen erhält. Das hat Gott getan.
Gott war bereit zu verzichten. Er hat seinen Sohn sogar hingegeben in Tod und
Gericht, damit wir leben könnten. Das ist Liebe. Philemon, dessen Name ja schon mit
Liebe in Verbindung steht, liebreich oder auch gelieben, wie man das übersetzen
will, das war auch ein Mann, der liebte. Wir haben das gelesen im Vers 5.
Er hat die Gläubigen geliebt, unabhängig davon, wie diese Gläubigen ihr Leben
geführt hat. Die Liebe äußert sich natürlich unterschiedlich, aber er hat
geliebt. Er hat alle Gläubigen in dieser Stadt, in Kolosse, geliebt.
Bitte, das war damals natürlich eine etwas andere Situation, als wir die heute
kennen. Damals gab es diese Trennungen nicht.
Aber wir lesen ausdrücklich die Liebe, die du zu allen Heiligen hast. Er machte
da, was den Beweggrund in seinem Herzen betrifft, keinen Unterschied. Und wie war
das bei Onesimus? Sehen wir nicht bei ihm auch Liebe? Liebe zu seinem Herrn, dass er
zurückkehrt, ist das nicht Liebe? Liebe, dass er den Apostel Paulus gedient hat,
das ist das Sichtbarwerden der Liebe Gottes. Und wir wollen uns fragen, inwiefern
diese Liebe auch in meinem Leben, in deinem Leben irgendwie sichtbar wird.
Du kannst und ich kann Liebe nicht sichtbar machen, es sei denn, dass sie in
meinem Herzen wohnt. Wenn ich nicht Liebe genieße, werde ich auch Liebe niemals
weitergeben können. Aber wenn die Liebe in meinem Herzen ist, dann werde ich auch
Liebe weitergeben können. Ein drittes großes Thema, was wir in
diesem Brief finden, ist die Gabe Gottes durch den Herrn Jesus.
Wir finden hier nicht den Herrn Jesus in diesem Sinn erwähnt, dass Gott ihn
gegeben hat, dass Gott ihn auf diese Erde gesandt hat. Aber wir sehen hier einen
Mann, der war bereit, jemanden, der ihm sehr wertvoll war, der ihm nahe am
Herzen stand. Ein Kind, das er gezeugt hat in seinen Banden, in seinen Fesseln, sagt
er. Wisst ihr, das war ein Mann, Paulus hat ihn nicht getroffen irgendwie auf
dem Weg, hat ihm das Evangelium verkündigt, sondern Paulus war ein
Gefangener. Und gerade in einer solchen Situation hat er jemanden gewinnen
können. Wisst ihr, Paulus im Gefängnis, das war kein
ansehnliches Beispiel für einen Menschen. Wenn du da einen Mann kraftvoll predigen
siehst, da kannst du dich vielleicht überzeugen lassen. Aber wenn du da
jemanden siehst im Gefängnis, der um des Herrn willen dort natürlich litt, aber
das siehst du ja von außen nicht, warum er dort im Gefängnis war. Und dann
bekehrt sich einer und ist bereit, dieser Schmach von einem Gefangenen zu
teilen. Das geht besonders ans Herz. Und den war Paulus bereit zu geben.
Ist das nicht ein Nachahmen? Das ist natürlich unendlich viel mehr, was Gott
getan hat, darüber brauchen wir nicht zu reden.
Aber ist das nicht ein Nachahmen Gottes, wozu wir aufgerufen werden, bereit zu
sein zu geben? Geben, was Paulus zustand. Paulus musste nicht den Onesimus geben.
Warum? Gott hatte diesen Mann zu ihm geführt, aber Paulus war bereit, diesen,
gerade diesen zu geben. Macht Paulus da nicht seinem Namen Ehre?
Er war der Kleine. Er war derjenige, der nicht auf sich geachtet hat. Wie wichtig
bin ich mir selbst in meinem Leben? Wie viel bin ich bereit zu geben für den
Herrn, für die Geschwister? Vielleicht hättest du deinen Ehemann auch mehr bei
dir zu Hause. Vielleicht hättest du ihn auch mehr direkt an deiner Seite. Aber geben
heißt auch, wenn du siehst, dass dein Mann eine Aufgabe in der örtlichen
Versammlung hat, dass du bereit bist, ihn da loszulassen in der Hinsicht.
Wie viel sind wir als Brüder bereit zu geben an Zeit, an Energie für den Herrn,
für die Geschwister? Paulus war jemand, der konnte geben,
obwohl er ein Recht hatte, zu behalten. Ein weiteres Thema ist, was ich
genannt habe, dass Paulus hier zeigt, wie der Herr Jesus stellvertretend für
andere gelitten hat. Keiner von uns kann Sühnung tun.
Keiner von uns kann in diesem Sinne, wie der Herr Jesus stellvertretend für uns
am Kreuz gestorben ist, sterben oder leiden. Aber was wir tun können, und das
zeigt uns Paulus, er war bereit, die Schuld, die auf Onesimus lag, zu übernehmen.
Er sagt hier oder er schreibt hier, wir haben das in Vers 18 gelesen, wenn er dir
aber irgendein Unrecht getan hat oder dir etwas schuldig ist, so rechne dies mir
an. Ich, Paulus, ich will bezahlen. Paulus bezahlte eine Schuld, die nicht
seine Schuld war. Da hatte er von seinem Heiland gelernt.
Wisst ihr, ist das nicht oft in unserem Leben, dass wir nicht nur nicht bereit
sind, für einen anderen Schuld zu bezahlen, sondern dass wir so sehr sogar
auf Rechten bestehen, die wir meinen, sie würden uns zustehen.
Verstehen sie uns sogar zu. Aber Paulus war nicht nur bereit, auf Rechte zu
verzichten, er war sogar bereit, Christus nachzufolgen und für einen anderen zu
bezahlen.
Ob wir davon lernen können, ob wir auch bereit sind, wenn wir sehen,
das geht mit Sicherheit gar nicht in erster Linie um finanzielle,
materielle Fragen. Hier ging es ja um beides, um eine
finanzielle Schuld und eine moralische Schuld. Wenn wir sehen, dass da Schuld
vorliegt, sind wir bereit zu zahlen. Wenn Sünde vorliegt, dann muss natürlich
derjenige die Sünde bekennen. Wir können nicht für einen anderen Schuld
bekennen, aber sind wir bereit, dazu mitzuhelfen und sozusagen uns und unsere
Liebe einzusetzen, damit diese Schuld beglichen werden kann und wo immer es
geht, auch wirklich uns einzusetzen, uns hinzugeben so.
Ein weiteres Thema, was wir hier finden in diesem Brief ist, wie gehen Geschwister
miteinander um? Wie ist Paulus mit Philemon umgegangen?
Paulus hat nicht gesagt, guck mal, das was Onesimus getan hat, ist doch gar
nicht so schlimm. Rechne das doch nicht mal so scharf an.
Das hat Paulus nicht getan. Paulus hat nicht einfach gesagt, die Dinge
verniedlicht, die vorhanden waren, aber Paulus hat auch nicht gesagt, das ist so
schlimm, da musst du jetzt gucken, dass der Onesimus dafür büßt.
Was hat denn Paulus getan? Paulus hat das Verhältnis gesehen, was da war zwischen
Philemon und Onesimus und hat gesagt, Philemon, du bist doch ein Bruder, der
liebt. Jetzt beweise das auch in diesem konkreten Fall.
Wir hatten gesehen in Vers 5, dass es da heißt, dass Paulus von der Liebe, die
Philemon zu allen Heiligen hatte, gehört hat. Und er hatte gesagt oder hatte
dafür gebetet, dass er wirklich zum Nutzen auch dauerhaft sein würde.
Und da sagt er dann in Vers 20, jetzt Philemon, stelle ich dich darüber auf die
Probe. Ja Bruder, ich möchte Nutzen an dir haben.
Er stellt ihn auf die Probe, ob das, was sein Bekenntnis war, auch Wirklichkeit ist.
Wisst ihr, davon können wir ausgehen, das wird auch in unserem Leben so sein.
Wenn wir ein Bekenntnis haben, persönlich oder gemeinsam und wir sollen das
bekennen, was wir verstanden haben, aber seid sicher, das wird auf die Probe
gestellt. Wenn wir bekennen, gläubig zu sein, dann wird das auf die Probe
gestellt, ob wir auch wirklich gläubig sind. Wenn wir bekennen, dass wir die
Geschwister lieben, dann sei sicher, das wird geprüft werden, ob du die
Geschwister wirklich liebst. Und wenn dann ein Bruder oder eine Schwester
kommt, die vielleicht bohrend ist und die vielleicht unangenehm ist, in ihrem
Charakter, dir gegenüber jedenfalls, mal abgesehen davon, dass wir auch oft sehr
unangenehm sind, aber dann wirst du sehen, sind wir bereit, das Bekenntnis dann auch
festzuhalten und so zu handeln. Werden wir dann weiter Liebe erweisen oder
werden wir dann sagen, das geht aber zu weit? Wie ist das mit unserem gemeinsamen
Bekenntnis? Sonntagmorgen für Sonntagmorgen haben wir das eine Brot
vor uns, den einen Leib und das bekennen wir, zurecht, aber dann werden wir gefragt,
ist das auch praktisch wirklich? Haltet ihr wirklich fest an dem einen Leib, zu
dem alle Gläubigen gehören? Oder ist das ein Bekenntnis, was
lehrmäßig wahr ist, was aber in seinen praktischen Auswirkungen sehr
mangelhaft festgehalten wird? Bitte, wir sind alle weit davon entfernt, so zu
handeln, wie wir das verstanden haben, der Lehre nach, nach der Schrift.
Man vergleicht das zurecht, denke ich, manchmal damit, dass unsere Augen weiter
sehen, als unsere Füße sind. Das ist auch so und das wird letztlich auf der Erde
immer so bleiben, aber wenn die Augen kilometerweit weiter sehen, als die Füße
stehen, dann ist irgendwas faul. Dann kann ich noch so sehr bekennen, aber dann kann
der Herr mich nicht segnen. Er wird auf die Probe stellen, ob das, was ich als
Bekenntnis gebe, ob das auch wirklich Wirklichkeit ist, in unserem praktischen
Leben. Und Paulus tut das. Paulus, wie gesagt, verniedlicht nicht die Dinge, aber
er appelliert an das Herz von Philemon. Paulus sagt nicht, du musst, das haben wir
zwei, dreimal gelesen, dass er seine Wohltat nicht zwingen will fürs
14, sondern er appelliert an das Herz. Er appelliert nicht an die Tat, sondern an
das Herz. Es ist immer, das haben die Brüder
eigentlich immer wieder betont, ich meine auch zurecht, wenn es Schwierigkeiten
gibt und wenn du siehst, vielleicht geht manches bergab, dann meinen wir manchmal,
es sei leichter, Regeln aufzustellen und damit werden wir keinen Verfall
aufhalten. Äußerlich vielleicht, aber früher oder später wird es dann ein
Ausbrechen geben. Aber bring die Gnade, die Gnade, die dich
gerettet hat, die Gnade, die uns auf dem Weg hält. Bring sie, mach das Bewusstsein
dieser Gnade groß, dann werden wir von selber, früher oder später, wenn das
unser Bewusstsein stärker ist, werden wir die Dinge, die nicht gut sind, fahren
lassen. Sprich das Herz an. Sprich das Herz in Liebe an. Darf ich noch mal
wiederholen, was Liebe ist? Liebe ist dienen. Das ist in der Ehe so und das ist
unter Geschwistern so. Liebe heißt dienen, einander dienen. Liebe heißt, nicht mich
in den Vordergrund stellen, nicht auf meinen Rechten beharren, sondern die
wahren Bedürfnisse des anderen sehen und diesen zu begegnen.
Das sah Philemon Paulus. Er sah bei Philemon ein Herz voller Liebe, aber er sah
auch, dass da natürlich eine Wunde war, die zurückgeblieben war durch das
Verhalten von Onesimus. Das war ja auch absolut nicht in Ordnung und diese
Wunde, die geht Paulus an und sagt, guck mal Philemon, wie ist denn unser
Verhältnis zwischen dir und mir? Habe ich mich dir nicht auch hingegeben?
War ich nicht dazu beigetragen, dass du zum
Glauben gekommen bist? Bist du nicht ein geliebter Bruder, der so viel Vergebung
von Gott geschenkt bekommen hat? Und jetzt kommt da einer, der hat dir was
Übles getan, aber vergleich das doch mal mit deinem Verhältnis zu Gott. Wie viel
hat Gott dir vergeben? Willst du da nicht bereit sein, diesem Mann, auch wenn er dir
manches Übles getan hat, da können wir wohl von ausgehen,
willst du nicht dann diesem Mann auch vergeben?
Das Verhältnis untereinander, unter Gläubigen, das ist schon ein ganz
wichtiges Thema, das kann man ja manchmal nicht so richtig
festfassen, das ist ja mehr so im Untergrund, man kann das nicht an
bestimmten konkreten Dingen festmachen, aber man merkt manchmal, dass es zwischen
uns nicht so ganz leicht ist und wenn wir da mehr lernen würden, diese Haltung
der Liebe in dem geschwisterlichen Zusammensein zu verwirklichen, zu
praktizieren, dann würde uns manches leichter fallen.
Wenn wir mehr den anderen höher achten, wenn wir mal überlegen würden, wie kann
ich meinem Bruder dienen, nicht wie kann ich ihn zurecht weisen,
das mag auch notwendig sein, aber wie kann ich ihm helfen, wie kann ich ihm
dienen, wie kann ich dadurch, dass ich den
unteren Weg gehe, tut das Paulus nicht? Musste Paulus irgendetwas bezahlen?
Was hatte Paulus denn verbrochen? Nichts! Und trotzdem war er bereit, die gesamte
Summe zu bezahlen, anstelle von Onesimus. Wie ist mein Gedanke über meinen
Bruder? Wie ist mein Verhalten zu meinem Bruder? Liebe oder vielleicht manchmal
sogar Verachtung? Wir lernen in diesem Brief auch etwas über Wiederherstellung.
Wiederherstellung, ein ganz wichtiges Thema im Leben eines Gläubigen,
denn keiner von uns führt einen Weg, der immer nur nach oben geht. Das gibt es in
der Schrift nicht. Wir finden kein einziges Beispiel. Das einzige Beispiel,
was immer ebenbürtig, eben vollkommen gewesen ist, ist der Herr Jesus. Aber
ansonsten bei weder bei Paulus, vielleicht diesem größten Mann in unserer
christlichen Zeit, noch im Alten Testament, dieser gewaltige Glaubensmann
Abraham, aber der ist auch gefallen. Gerade bei Abraham lernen wir auch, wie
wichtig Wiederherstellung ist, die Abraham erfahren hat. Hier bei Onesimus. Bitte
Onesimus war vorher ein Ungläubiger, aber wir sehen, was Wiederherstellung oder
überhaupt Bekehrung, da komme ich gleich noch drauf, bedeutet.
Wiederherstellung, das heißt, man muss erstens mal die Dinge bekennen.
Wie schwer tun wir uns vor Gläubigen, Dinge zu bekennen? Wir müssen nicht jede
unserer Sünden vor Gläubigen bekennen. Das sagt die Schrift nicht. Wir müssen
die Dinge vor Gott bekennen. Aber wie hier, wenn zwischen zwei Menschen etwas
passiert ist, da müssen wir einander die Dinge auch mal bekennen.
Das fällt uns natürlich außerordentlich schwer, weil wir die
Angst haben, dass wir in der Achtung des Bruders, der Schwester, derart sinken.
Das ist uns allen klar. Wir leben so vor Augen der Menschen leider. Ich habe das
gestern ja auch einmal gesagt, es fällt uns so leicht, dem Herrn Jesus die Dinge
zu bekennen und es fällt uns so schwer, die Dinge einander zu bekennen.
Uns ist der Ruf, den wir haben, vielleicht bist du eine Ausnahme, aber uns im
Allgemeinen ist der Ruf untereinander so wichtig, dass wir uns da so schwer tun,
weil einen fehltritt und wenn wir uns einfach nur mit Worten, falls jemandem zu
hart vielleicht, jemanden auf die Füße getreten sind, das zu bekennen.
Onesimus musste die Dinge bekennen. Zweitens, Onesimus musste zurück zu dem
Ausgangsort, wo alles losgegangen ist. Das ist Wiederherstellung.
Wiederherstellung heißt nicht, ich bekenne die Sachen, aber mache irgendwie
weiter. Nein, du musst zurück an den Ort, wo die Dinge passiert sind, die Dinge da
in Ordnung bringen und dann kannst du als glückliches Kind Gottes dein Leben
weiterführen. Drittens, Wiederherstellung bedeutet auch,
dass derjenige, gegen den man gesündigt hat, dieses Bekenntnis annimmt. Bei uns
ist es eher so, dass wir auch nach zehn und zwanzig Jahren auf eine Sünde noch
zurückkommen. Sowas vergessen wir nicht, sowas wollen wir oft gar nicht vergessen.
Aber Wiederherstellung bedeutet, dass ich die Dinge, wenn sie bereinigt sind, auch
zur Seite tue. Natürlich sind wir Menschen und wir können die Dinge nicht
einfach vergessen. Es ist nur so eigenartig, dass wir die Dinge vergessen,
die ein Gut gelaufen sind, wo jemand uns Gutes getan hat, aber das, wo uns jemand
mal angetastet hat, vielleicht in unserer Ehre, das werden wir manchmal sagen wir
das, das werde ich nie vergessen. Nein, Wiederherstellung bedeutet von Seiten
dessen, gegen den gesündigt wurde, dass er die Dinge auch nicht mehr nennt. Gott
hat das getan. Gott wird der Sünden, die wir bekannt haben, wird er nie wieder
gedenken. Damit meine ich nicht nur die konkreten Sünden, die wir genannt haben,
sondern Gott wird in deinem Leben nicht mehr darauf zurückkommen.
Natürlich, wenn ich bewusst eine Sache, die in meinem Leben als Gläubiger
vorkommt und ich bin nicht bereit, die Dinge zu ordnen, dann werde ich die am
Richterstuhl des Christus wiederfinden. 2. Korinther 5, 10. Keine Frage, aber die
Dinge, die wir Gott bekannt haben, unsere Sünden haben wir doch dem Herrn Gott
bekannt, da wird Gott nie wieder darauf zurückkommen.
Das sagt Gott das Wort ganz klar. Das ist übrigens auch wichtig für uns als
Eltern unseren Kindern gegenüber. Wenn unsere Kinder eine Sache bekannt haben,
wenn die Dinge geordnet worden sind, wir vielleicht auch unsere Kinder strafen
mussten, dann ist mit diesem Augenblick die Sache erledigt.
Dann können wir nicht noch einen halben Tag für unsere Kinder nicht mehr
ansprechbar sein, zum Beispiel, sondern in dem Augenblick, wo die Sache bekannt
und wenn es auch manchmal notwendig sein mag, das durch Zucht, durch Strafe zu
einem Ziel zu führen. Aber danach ist die Sache vorbei, dann
können wir nicht noch weiter uns dem Kind versperren.
Das würde das Kind nie verstehen, so hat Gott nie gehandelt. Wenn ein Mensch,
selbst ein böser Mann wie Ahab, wenn eine Sache bekannt hat, dann hat Gott
sogar diesem bösen Mann, ist er in Liebe begegnet und davon wollen wir lernen.
Wir finden hier auch den Weg, den Gott mit einem Menschen geht, der ungläubig
ist. Hätte man vielleicht sogar an den Anfang stellen müssen.
Da war ein Mann wie Onesimus, der war ungläubig und der ist als Ungläubiger
auch noch weggerannt von Gott, wenn wir das mal als Bild von Philemon sehen
wollen. So wie wir das in Römer 3 lesen. Wir alle waren Ungläubige, keiner von uns
hat Gott gesucht und wo sind wir hingerannt? Hauptsache weg von Gott und
Gott lässt einem Menschen nichts. Gott lässt keinen Menschen, das habe ich
vorhin schon einmal gesagt. Gott begegnet, sagt Hiob in seinem Buch
oder wird Hiob gesagt, dass Gott jedem Menschen zwei oder dreimal begegnet, da
in seinen Träumen, aber Gott spricht jeden zwei oder dreimal an. Wisst ihr was, wie
oft hat Gott uns angesprochen? Zwei oder dreimal? Welche Gnade finden wir in Gott,
dass er uns unendlich viel öfter angesprochen hat, um uns zur Rettung zu
bringen? Das hat er hier bei Onesimus getan. Gott ruft den Sünder, er schickt
dem Sünder einen Knecht oder eine Magd, wenn wir das so in diesem Begriff sagen
wollen. Menschen stellt er uns, stellt der Ungläubigen in den Weg und
appelliert, dass sie Buße tun und umkehren. Wohl dem, der das getan hat, wie
wir das hier bei Onesimus finden. Ob der Herr auch dich und mich dafür gebrauchen
kann? Der Herr braucht nicht nur Evangelisten, die diese besondere Gabe
des Evangelisten haben. Der Herr sucht jeden von uns, dass wir
solche sind, die gehen für ihn, die solche sind, die Arme ausstrecken, um
Menschen festzuhalten, bevor sie in den Abgrund geistlich gesprochen fallen.
Wir lernen in diesem Brief auch noch, wie sich Ältere vor Jüngere stellen
können. Wie hat sich Paulus, er nennt sich hier der Alte, übrigens auch ein
wunderbares, ein wunderbarer Hinweis auf diese Liebe, die Paulus animiert, die
Paulus, die bei Paulus vorhanden ist, um Philemon zu gewinnen.
Schau mal, ich bin der Alte. War Paulus so alt? Paulus war nicht so alt, aber Paulus
war durch seinen Dienst gekennzeichnet. Paulus kannte keine Ruhe.
Paulus war unentwegt tätig für seinen Herrn und eins könnte mir glauben, das
hat man dem angesehen. Paulus sah nicht aus wie jemand, der
ständig Urlaub hatte. Wisst ihr nicht, dass ich falsch verstanden werde? Natürlich
dürfen wir Urlaub machen, darum geht es überhaupt nicht, aber Paulus, Paulus war
unentwegt für seinen Meister tätig und das hat ihn altern lassen.
Und da sagt er, Philemon, guck mal, ich habe doch, arbeite doch so, das ist doch
mit meinem ganzen Herzen, dass ich zu dir komme. Willst du dann nicht meine Bitte
auch annehmen? Nun, ich war eigentlich bei dem Thema, dass Ältere sich vor Jüngere
stellen, dass Ältere Jüngere an die Hand nehmen. Das tut Paulus hier. Paulus
hat nicht gesagt, Onesimus, jetzt bist du errettet, jetzt guck mal, wie du
klarkommst in deinem Leben, sondern Paulus hat ihm weitergeholfen.
Natürlich müssen wir auch darauf sehen, dass Menschen, die zum
Glauben kommen, ein selbstständiges Leben mit dem Herrn Jesus führen, dass sie
nicht immer von mir und meinem Rat und meinen Worten abhängig sind oder von
meinem Ziehen irgendwo hin. Das ist auch wahr, aber es ist genauso wahr, dass
Menschen, die zum Glauben kommen oder auch Gläubige, die in bestimmten
Bereichen ihres Lebens vielleicht erst was Neues dazulernen, dazulernen müssen,
dass wir sie an die Hand nehmen müssen und dafür sind gerade solche, die älter
sind, die erfahren sind, von großem Nutzen. Dazu braucht es Liebe. Das hatte eben
Paulus. Paulus hatte diese Liebe und in dieser Liebe hat er den Onesimus gezogen.
Er hat sich vor ihn gestellt. Der hatte was Falsches getan.
Vielleicht kennst du auch Jüngere, die in die eine oder andere Falle tappen,
Falle Satans, Falle des Fleisches, Falle der Welt. Stell dich vor sie, bemühe dich
mal um sie. Ich habe mal gelesen von einem Bruder, einem Gläubigen, der war,
weiß ich nicht, vielleicht Anfang 20 und hat das erste Mal an dem Sonntag gebetet
und dann betet er fast sich ein Herz und hat wirklich gebetet und als er Amen
sagt, fällt ihm ein, ersten zwei, was habe ich alles falsch gesagt und dann sagte,
kann man sich vorstellen, hat keine angenehmen Minuten danach erlebt und hat
er gesagt, nach der Stunde, nichts wie weg, Hauptsache raus, dass mich keine
ansprechen kann und mir ein Tadel erteilen kann. Und er hat die letzten
Minuten, das kann man sich wohl vorstellen, gut geschwitzt und rennt,
nichts wie raus. Aber es war einer, der war schneller als er, ein alter Bruder.
Könnt ihr euch vorstellen, was dem das Herz geklopft hat, dem Jungen und was hat
dieser alte Bruder gemacht? Er hat ihm nur auf die Schulter geklopft und hat ihm
gesagt, du solltest wissen, dass ich immer hinter dir stehe.
Das ist Liebe von einem alten Bruder. Natürlich können wir falsche Dinge
nicht einfach akzeptieren, darum geht es aber nicht. Wenn ein Junge jetzt Mut
fasst im Glaubensleben, vielleicht eben auch das erste Mal den Mund auftut, dann
wollen wir mal mit Liebe einem solchen begegnen.
Dann wollen wir mal den Maßstab nicht höher anlegen, als der Maßstab, den wir
an uns selbst anlegen. Dann wollen wir mal versuchen, einen solchen jungen
Menschen zu gewinnen, ihm zu helfen und uns hinter oder vor ihn zu stellen.
Das sehen wir in diesem Brief. Wir sehen hier auch übrigens, dass der Herr die
sozialen Unterschiede, die damals existiert haben, nicht einfach durch
Paulus zur Seite gestellt hat. Das ist immer wieder auffallend und geradezu
faszinierend, dass Gott Dinge, die absolut nicht nach seinen Gedanken waren, Gott
hat nie Sklaverei und Herrschaft eingeführt.
Das ist die Folge des Sündenfalls. Gott wollte nicht, dass ein Mensch den
anderen beherrscht, aber als der Mensch das eingeführt hat, da hat Gott nicht das
Christentum benutzt, um irgendwelche solchen sozialen Veränderungen
durchzuführen. Naja, das Christentum hat die Dinge
sozial sehr verändert, aber Gott hat nicht ein Gebot erteilt, unter Christen
darf es keinen Herrn und keine Sklaven mehr geben, sondern er hat an die Herzen
appelliert, so wie Paulus das hier tut. Paulus hat nicht gesagt, der Onesimus,
das war mal dein Knecht, heute ist er nicht mehr dein Knecht. Er hat ihn
zurückgeschickt. Er hat absolut darauf vertraut, dass Philemon wüsste, dass jetzt
ein Bruder zu ihm zurückkommt und nicht einfach nur ein Knecht und dass er den
sogar freigebt. Das war die Hoffnung, das war der innere Wunsch von Paulus, dass
Onesimus wirklich weiter und stärker nützlich sein könnte im Dienst auch für
den Apostel Paulus. Auch unter Gläubigen gibt es soziale Unterschiede.
Es gibt solche, die sind reich, es gibt solche, die sind nicht reich.
Es gibt solche, die haben studiert, es gibt solche, die haben nicht studiert und
das kann immer, solche Dinge können immer zu Spannungen führen unter
Christen. Gott schafft das nicht ab. Gott zeigt uns, dass wir, wo wir stehen,
das könnt ihr auch in 1. Korinther 7 nachlesen, da sagt Paulus zu den
Korinthern, wie ihr berufen seid, darin bleibt. Wenn du frei bist, sei dankbar
dafür. Wenn du nicht frei bist, suche nicht einfach frei zu werden, sondern
überlass das dem Herrn. Wir müssen, und das betrifft jetzt auch wieder den Punkt
des geschwisterlichen Zusammenseins, wir müssen natürlich das Bewusstsein
bewahren, dass die Unterschiede da sind und wir sollten nicht versuchen, diese
Unterschiede noch zu verstärken. Darüber lesen wir nichts, aber wir sollten so
miteinander umgehen, dass diese Unterschiede keine Rolle spielen.
Und dann möchte ich noch einen Punkt erwähnen, den wir in diesem Brief auch
sehen. Ein sehr privater Brief haben wir gesehen und doch wird er an die
Versammlung gerichtet. Das ist auch erstaunlich, die Versammlung, die in
deinem Haus ist.
Denkst du auch, was hinter deiner Tür passiert, das geht niemanden an, als nur
dich? Sind wir nicht oft solche, die meinen, wir haben eine Privatsphäre und
dir geht niemanden was an. Früher, weiß ich von meinen Eltern oder Großeltern, war
es üblich, dass Brüder die Versammlungen besucht haben und die sind, da gab es
noch nicht das Telefon, so wie es heute mit Handy gibt, wo man sich vorher
anmelden kann, die sind einfach durch die Häuser gegangen. Die sind da hingegangen,
haben geklopft und dann waren sie da und da waren sie willkommen.
Da musste man nicht erst das Haus aufräumen und mal gucken, was darf der
Bruder oder was dürfen die Geschwister noch sehen in meinem Haus. Da war jeder
herzlich willkommen. Das scheint so ein wenig heute verloren gegangen zu sein.
Was man so hört, man traut sich kaum noch einfach irgendwo hinzufahren.
Natürlich wollen wir mit Anstand die Dinge sehen, gar keine Frage, aber wir
sollten nicht meinen, das was ich persönlich tue, das geht nur mich an.
Natürlich war hier ein konkreter Fall, der sicherlich auch in der örtlichen
Versammlung, in dieser Hausversammlung bekannt geworden war. Philemon wird
darüber gesprochen haben, dass da in seinem Haus, das wird denen nicht
verborgen gewesen sein. Wenn wir an diesen Archipos denken, den Mitkämpfer,
wir wissen ja nicht, wer dieser Mann war, ob der vielleicht auch bei Philemon war
in diesem Haushalt, als Sklave, als Bruder, vielleicht als Mitarbeiter, wie auch
immer, das wird irgendwie bekannt geworden sein.
Aber lasst uns nicht die Dinge, die uns persönlich betreffen, meinen, wir
sollten über alles einen Vorhang des Verschweigens hüllen.
Wir lernen gerade in diesem Brief, dass das, was mich persönlich betrifft, auch
die anderen betrifft. Da fragen wir einander, wie geht es dir gut und dann
ist die Sache gegessen. In Wirklichkeit geht es gar nicht gut, aber ich will ja
gar nicht den anderen mich öffnen. Natürlich, sich zu öffnen macht mich
verletzbar, wenn die anderen über mich wissen, wie es mir geht, was vielleicht
los ist in meinem Haus, was vielleicht auch an Schwierigkeiten da ist, an
Problemen. Das macht mich verletzbar. Deshalb ist der
geschwisterliche Umgang, wie wir miteinander umgehen, auch von so großer
Bedeutung. Aber lasst uns nicht meinen, privat geht niemanden an.
Wir wollen auf der anderen Seite auch nicht herumstochern in den Häusern der
anderen und in dem Leben der anderen. Bestimmt nicht. Aber wir wollen doch
verstehen, wie es hier heißt, dass diese scheinbar private Angelegenheit doch hier
von Paulus, obwohl er sich in dem ganzen Brief eigentlich nur an Philemon wendet,
der spricht nicht mit Archippus, der spricht auch nicht mit Apiada, er spricht
auch nicht mit den Gläubigen, außer am Anfang, dass er sagt, dass der Brief sich
daran wendet und dass es zum Schluss heißt, in Vers 25, die Gnade unseres
Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist. Da öffnet sich dieser Brief wieder und
doch wird er der ganzen Versammlung dort in dem Haus vorgelegt.
Es ist auch erstaunlich, wenn wir in diesem Brief sehen, dass es eine
Versammlung in seinem Haus gibt. Ich finde das ein schönes Beispiel für
Gastfreundschaft, die über ein übliches Maß hinausgeht. Wenn wir viele sind, da
können wir nicht in dem Haus, im Privathaus zusammenkommen. Das ist keine
Frage. Aber wie öffnen wir die Häuser, unsere Häuser für die Geschwister? Da
können wir hier in dem Neuen Testament, aber besonders hier in diesem Philemon
doch ein schönes Beispiel finden. Philemon war ein reicher Mann, aber der
hat nicht gesagt, der Reichtum gehört mir und den hat der Herr mir anvertraut und
damit habt ihr nichts zu tun, sondern Philemon hat gesagt, der hat mir etwas
anvertraut und ich möchte das gerne den Geschwistern zur Verfügung stellen.
Wenn wir das heute mit unseren Häusern vielleicht nicht in dem Maße tun können,
obwohl wir auch Gastfreundschaft üben können und nicht nur, indem wir mal eine
Familie oder so einladen, dann dürfen wir doch dieses Beispiel verstehen, dass
wir das, was der Herr uns anvertraut hat, auch an Materiellen, dass wir das den
Geschwistern zur Verfügung stellen können.
Wir finden hier nicht, wie in der Anfangszeit des Christentums in der
Apostelgeschichte, dass allen alles gemein ist. Das meine ich auch nicht
damit, aber dass wir von dem, was der Herr uns ein Besitz gegeben hat, wirklich mal
an materiellen Besitz, dass wir bereit sind, das anderen auch anzuvertrauen.
Ja, das sind einige Themen, über die wir in Verbindung mit diesem Brief nachgedacht
haben. Eigentlich war es mein Gedanke noch so,
durch die Verse durchzugehen, dazu reicht die Zeit nicht.
Dieses Dokument, was Paulus an Philemon schreibt, was sehr praktisch auch in
unser Leben hinein spricht, was uns manche Beispiele gibt von gewaltigen
Teilen der Wahrheit des Wortes Gottes und was wir doch so ganz konkret im
Einzelnen, in unserem Leben, in unseren Häusern, nicht in unserer
Versammlung, aber in der Versammlung, in der örtlichen Versammlung verwirklichen
dürfen. Wir haben dafür nötig die Gnade unseres
Herrn Jesus Christus. Keiner von uns ist in der Lage, so mit
anderen umzugehen, außer auf der Grundlage der Gnade. Keiner von uns ist
in der Lage, Wiederherstellung zu erleben, wenn der Herr uns nicht seine Gnade dazu
schenkt. Keiner von uns ist in der Lage, einem
anderen zu vergeben, wenn er nicht die Gnade des Herrn Jesus in Anspruch nimmt.
Wie soll ich mich vor einen Jüngeren oder vor einen anderen stellen? Wie soll
ich ihn an die Hand nehmen, wenn nicht die Gnade mich dazu anleitet?
Es ist die Gnade Gottes, die wir brauchen, um auch in dem rein praktischen Leben
einander eine Hilfe zu sein, praktisch das zu verwirklichen.
Wir brauchen die Gnade auch, wenn Gott uns prüft, ob das wahr ist, was wir
bekennen in unserem persönlichen und auch in unserem gemeinsamen Leben.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist. Amen. …